

Mein Leben mit Bonsai
Mein Name ist Anja Fohmann. Seit über 25 Jahren halte und pflege ich Bonsai. Meine erste Begegnung mit den Miniaturbäumen liegt mehr als dreißig Jahre zurück. Im Rahmen einiger Renovierungsarbeiten meiner Studentenbude entdeckte ich im Baumarkt einen kleinen Wacholder. Das Bäumchen gefiel mir auf Anhieb und so kam es, dass ich ihn ohne weitere Kenntnisse um die Bedürfnisse dieser Bäume mit Heim nahm. Er erhielt einen hellen Platz in der Fensterbank meiner Küche und ich kümmerte mich gut um ihn. Aber es dauerte nicht lange und er begann zu kränkeln. Bonsai waren zu dem Zeitpunkt nicht sehr bekannt und ich wusste nicht, dass diese Spezies nicht für die Wohnung geeignet war. So kam, was kommen musste, der Bonsai starb. Viele Jahre spielten diese kleinen Bäume in meinem Leben keine Rolle mehr. Es verging ein Jahrzehnt, als mir ganz unerwartet, wieder in einem Baumarkt, eine kleine Ulme ins Auge fiel. Sofort fiel mir der Wacholder wieder ein und mein Interesse war geweckt, es noch einmal zu versuchen. Die Ulme wurde mitgenommen und schnell folgten weitere Bonsai. Zu dieser Zeit gab es mittlerweile Fachgeschäfte, die auch beratend zur Seite standen und so zogen nach und nach weitere Bäume bei mir ein. Häufige Umzüge und Standortwechsel machten den Bäumen allerdings zu schaffen und wieder kam ich an den Punkt, meine Begeisterung für Bonsai erneut aufgeben zu müssen.
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Vor zwanzig Jahren eroberten dann die Outdoor Bonsai mein Herz. Seinerzeit bezog ich ein Haus mit Garten, der eher konventionell angelegt war. Meine Liebe zu Japan im Allgemeinen und Japangärten im Besonderen sollte erst viele Jahre später geweckt werden, aber ein paar Bonsai fanden auf betonierten Säulen ihren Platz. Meine Begeisterung für die Bäumchen war wieder da und Stück für Stück zogen Neuzugänge ein. Heute stehen in meinem Japangarten überwiegend Kiefern aus Japan. Eine Spezies, die viele Sammler an ihre Grenzen bringt, denn besonders die Japanische Mädchenkiefer verlangt dem Halter gezielte Pflege ab. Schließlich begann ich, mich mit dieser Kiefersorte näher auseinanderzusetzen. Ich forschte und experimentierte und schrieb über einige Jahre meine Beobachtungen auf. Dabei gab es auch Rückschläge, denn so ein Baum ist ein komplexes Lebewesen und Pflegefehler können dem Baum schnell zum Verhängnis werden. Wichtig ist, die Geduld nicht zu verlieren und aus Fehlern zu lernen, denn oftmals finden wir den richtigen Weg, in dem wir zunächst unsere Fehler finden. Es brauchte viele Jahre zu den Solitärbäumen, die heute in meinem Garten stehen.
